Freitag, 25. Januar 2013
Finale
Nun bin ich ein letztes Mal auf meiner Reise umgezogen. Der Eigentümer des Thai-Life, Herr Grüneberger, Unternehmer aus Hamburg hat mir noch ein imaterielles "Doggie-Bag" mit Literaturhinweisen und Kopien von Artikeln zu Themen über die wir gesprochen haben mitgegeben. Die ersten bestellten Bücher warten schon auf mich, wenn ich zurück komme. Ich denke, dass er zugehört, auf Empfang geschaltet und mir ganz unaufdringlich einige Türen aufgezeigt hat, nach denen ich gesucht habe. Solche Begegnungen und Tips eines Erfahreneren sind unendlich wertvoll. Gehen muss ich nun wie immer selber. Vielleicht mit Rückschlägen und schmerzlichen eigenen Erfahrungen aber stets mit offenem Herzen und Mitgefühl für andere und vielleicht finden sich ja mehr Menschen, die diesen Weg meines Lebens auf die eine oder andere Art gerne künftig mit mir teilen wollen. Einige davon sind schon dabei...

Ich wohne seit gestern im Haadson-Resort am Strand von Khao Lak. Das Resort hat solches seinen eigenen Charme. Und doch habe ich mich vorher wohler gefühlt. Aber auch das ist eine neue Erfahrung. Das Haadson ist in den Wald hinein in und um eine Salzwasserlagune gebaut. Ich wurde wieder sehr freundlich empfangen und es ging über einen bestimmt 100m langen stabilen Holzsteg über eine Insel mit einigen Villen, dem Pool und Spa zu meinem Coconut-Room. Der ist auf der ersten Etage eines massiven Hauses mit Palmblätterdach zur Zierde. Dieses Haus teile ich mit drei anderen Parteien, wobei jeder über ein eigenes Bad und eine eigene nicht einsehbare Veranda verfügt. Leider ist das Licht im Zimmer zwar dergestalt geschmacklich stimmungsvoll aber selbst tagsüber durch die Bepflanzung vor den Fenstern viel zu dunkel. Man kann nicht einmal ein Buch lesen, ohne einen der großen Lampenschirme abzuschrauben. Insgesamt ist die Anlage ein wenig in die Jahre gekommen und preislich im direkten Vergleich hinsichtlich Verpflegung und angebotener Dienstleistung recht teuer.

Es beherbergt viel mehr Menschen als das Thai-Life und wirkt zwar freundlich aber unpersönlicher. Durch die höhere Feuchtigkeit im Wald und zusätzlich durch ein heftiges Gewitter wurde ich gestern doch wieder von Moskitos überrumpelt und bekam einige Stiche ab, da ich unzureichend durch das lokale Repellent geschützt war. Selber schuld. Heute habe ich das nachgeholt. Gekkos und Moskitos sind in den Steinhäusern bislang keine - kaum geschrieben, schon einen winzig kleinen Gecko an der Decke entdeckt. Die Nationalitäten sind bunt gemischt, wobei ein hoher Anteil an Russen auffällt. Die beiden Nachbarinnen mit den auf dem Balkon trocknenden weißen Tangas mit Spitze sind aber offensichtlich heute abgereist. Der Strand liegt direkt über eine wenig befahrene Straße vor dem Gelände. Dadurch hat man WLAN am Strand. Auf meinem Zimmer funktioniert es hingegen nicht. Und so tätige ich meine Bankgeschäfte momentan am Strand. Das Wasser ist ungefähr drei bis vier Meter unterhalb der Strasse über einen sandigen Abhang zu erreichen. Das bildet so einen Schutz für das Resort gegen Tsunamis.

Am zweiten Weihnachtstag fanden an den Stränden von Khao Lak durch einen Tsunami über 5.000 Menschen den Tod und weitere 1.700 werden seitdem vermisst. In der Gegend gibt es Schulen und Waisenhäuser für Kinder, deren Eltern damals umkamen. Diese Gegend war die in Thailand am stärksten betroffene Region. Über die bei der gleichen Katastrophe 195.000 geschätzten Toten in Sri Lanka und Indonesien wurde hingegen seinerzeit weniger berichtet. Ein für Thailand wirtschaftlich noch viel größerer Schaden wurde übrigens dadurch angerichtet, das auch die Touristen in fast nicht betroffenen Gebieten kurzfristig abreisten oder von ihren Reisegesellschaften heim geholt wurden. Viele Geschäfte gingen hier nur dadurch konkurs, weil die Einnahmen fehlten. Die ersten dringend gebrauchten Touristen kamen dann nach drei Monaten - zuerst aus Skandinavien - nach und nach wieder ins nicht zerstörte Land. Das war dann noch einmal ein von Menschen gemachter Rückschlag.

Nun sitze ich alleine beim Abendessen in einer Bambushütte und lausche den durch die kommende Flut herannahenden Wellenschlägen aus sicherer Höhe. Im Wasser balgen sich fünf Kinder. Die Lampen sind gerade angegangen und gleichzeitig begannen wie mit dem Licht eingeschaltet die Zikaden ihren sehr lautes und überaus eintöniges Zirpen. Wer einmal von zirpenden Grillen gestört wurde, weiß noch lange nicht, was in der Richtung an Lautstärke NOCH möglich ist. Die Sonne ist heute einmal wenig spektakulär im Meer versunken und gibt noch einen letzten Rest an Helligkeit ab.

In der Nähe des Hotels gibt es mehrere Thai-Restaurants mit sehr abwechslungsreichen Speisekarten und frischen Meeresfrüchten. Auch sind hier die Bierpreise sehr moderat. Hier gibt es 0,64l Bier mit 6,4% - mein favorisiertes Chang - für 70bath (=1,75€). Im Laden kostet das 40 und in jedem normlen Restaurant 120. Alles hat seine Zeit.

Nun mache ich mir noch einige schöne Tage - vielleicht eine Schnorcheltour auf die Similan-Islands - und dann geht es mit Freude zurück in die Heimat. Das ist definitiv auch gefühlt so. Ich liebe trotz aller Reisen mein Porz und die ganze Umgebung. Ausgestattet mit einem einzigartigen kulturellen und materiellen Reichtum leben wir in Deutschland super. Wenn wir an unserem Defizit an Freundlichkeit, Herzlichkeit, Vorurteilslosigkeit, Mitgefühl, Zufriedenheit, Zuneigung und Verbundenheit - in einem Wort am "Jeföhl" - noch arbeiten, sind wir auf einem guten Weg zu einem wirklich lebenswerten Fleck auf dieser schönen Welt.

Ende

... comment